Eine Rednerin. Eine Kapelle. Viele Trauernde.

Du stehst dort vorn. Ganz allein. Um dich herum sind gefühlte Millionen von Blumen. Musik ertönt und alle schweigen. Gedenken nur an dich.

Die Rednerin spricht langsam und laut und doch sanft und ruhig. Es ist wie ein Fluss. Ein Fluss der Worte in deinen Ohren und ein Fluss, der aus deinen Augen herausschießen will. Dämme aller Art brechen in sich zusammen und Wasser ist nicht mehr zu stoppen.

Ich drücke meiner Mutter in der dritten Reihe die Hand und fühle, dass wir uns trotz der traurigen Gefühle, Stärke und Kraft geben. Ich höre um mich herum Geschluchze und schniefende Menschen. Alles Freunde, Verwandte, Bekannte und Kollegen, die um einen einzigen Menschen trauern. Meine Gedanken rasen. Wie konnte das Leben so sein? Warum ausgerechnet du? Du hast mir so viel Kraft gegeben. Du hast mir gesagt, dass ich mich nie von meinem Hobby entfernen soll und hast mich damit mehr als motiviert. Du warst und bist ein wundervoller Mann. Ich weiß, dass du über alle wachst, die dir wichtig sind. Du hast uns nicht für immer verlassen, du bist einfach nur woanders und beobachtest uns. Manchmal gibst du uns einfach einen Rat. Irgendwie, irgendwo, irgendwann.

Danke, Onkelchen!

Jemand verteilt die Blumen an alle. Dein Sohn steht auf und setzt sich seine Sonnenbrille auf, damit niemand die Tränen sieht. Er nimmt dich sacht in den Arm und läuft los. Er will dich nicht gehen lassen, aber er weiß, dass du deine Ruhe genießen möchtest. Jetzt ist es an der Zeit dich gehen zu lassen.

Wir standen alle auf und ich nahm die Hand meiner Mutter. Ich schaute ihr flüchtig ins Gesicht und ihre Augen waren total gerötet. Meine Mutter stützte meine Oma, die mit ihrem Krückstock nur stockend vorwärts kam. Langsam schritten sie die Stufen herab und die Glocke läutete.

Wir schritten alle für dich, ganz allein für dich diesen Weg entlang. Alle hintereinander und ziemlich ruhig. Eine kleine schneebedeckte Wiese machte sich vor uns auf und wir schritten vor dein Grab. Hier sollst du nun ruhen. Du ganz allein mit all unseren Gedanken und Gefühlen. Wir vermissen dich und trotzdem wollen wir dir deine Ruhe geben, weil es das ist, was richtig ist.

Meine Ma stand neben mir und hielt mich fest. Andauernd weinte sie und ich streichelte ihre Hand. Nun mussten wir langsam uns dem Grab nähern und Sand hineinwerfen. Unser letztes Gedankengebet offen vor dir darlegen. Langsam aber sicher schritt meine Mum mit mir weiter vor zum Grab. Sie zog mich hinterher und ich blieb hinter ihr stehen. Weiter. Ich nahm den Sand in die Hand. Er war kalt, aber ich wusste, dass er von mir berührt war und er dir die Wärme gab, die du brauchst.

Einer nach dem anderen warf den Sand in das kleine tiefe Loch. Natürlich durften genau drei Gegenstände nicht fehlen, die noch mit in das Grab kamen. Deine Zigaretten, dein Feuerzeug und deine Skatkarten! Jetzt warst du komplett. Diese Ruhe unter uns konntest du nun vollkommen ausleben.

Es war vorbei.

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